Corpus Delicti
„Corpus Delicti" - 8.1.2011 - Maximiliansstr. 21 - 80539 München
Die Installation „Corpus Delicti" ist ein permanentes Kunstwerk für den Öffentlichen Raum in der Maximilianstrasse.
www.galerie-hoehne.de
Anknüpfend an die Schaufensterfront der exklusiven Shopping Meile wurde ein Glaskasten gebaut und mit einem Pflasterstein die Scheibe eingeworfen. Das Corpus Delicti liegt als Ausstellungsstück in der Vitrine.
Der Betrachter wird durch die doppelte Umkehrung der Wirklichkeit in eine irritierende Situation gebracht: Überraschend bricht ein Maximalkontrast in ein Umfeld der Hochkultur – in die Welt des Edeldesigns eine Zerstörung, die wiederum Schönheit und Hochkultur generiert.
Ausgangspunkt ist die Tradition der Destruktion in der Kunst seit den 60er Jahren.
Deren Aufarbeitung der Zerstörungen des 20. Jahrhunderts und der Grundkritik am Kapitalismus überführt Schnurer in eine allgemeine Form. Er spricht von einem zeitlosen Phänomen: "Der fliegende Stein ist eine unkultivierte Uräußerung, hilfloser Wutschrei oder archaische Strafe. In seiner Einfachheit besticht das Mittel bis heute als Option der Institutionskritik und des zivilen Widerstands. Gerade die politisch korrekte Ächtung von primitiver Gewalt und blinder Zerstörung erzeugt die Lust am Verstoß gegen diese Normen."
Christian Schnurer konfrontiert den Kunstrezipienten mit einem Trieb, den der zivilisierte Mensch verdrängt hat. Der Betrachter wird aufgefordert den Neandertaler in sich zu entdecken, die Keule zu nehmen und den Stein zu schleudern. Unvermittelt erfolgt ein Einbruch in den abgesicherten Modus der Hochkultur.
Schnurer reißt den intellektuellen Schutzmantel des erweiterten Kunstbegriffs fort und lässt das Publikum nackt vor der Entscheidung, ob es sich dem Rausch der Endorphine hingeben oder angewidert von den primitiven Regungen wieder Abstand nehmen soll.
In der Regel fällt die Wahl auf die erste Option.